Ein Plädoyer für den Newsletter

Ein Plädoyer für den Newsletter

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Manche Dinge sind besser als ihr Ruf: Spinat, Pitbulls und natürlich Newsletter.

Ganz klar, es gibt viele Dinge die einen an Newsletter nerven – aber meist ist es gar nicht der Newsletter an sich. Der Newsletter an sich ist doch eigentlich ein super informatives Tool. Man erfährt Unternehmensupdates, sieht Bilder oder neue Termine von Veranstaltungen, und bekommt das, was man will: Tipps und Tricks.

Aber wieso ist er dann so verdammt nervig?

Es liegt vielleicht daran, dass um den Newsletter herum ein paar Fehler passieren können, die einfach “abtörnend” sind:

1. Du schon wieder?!

Kaum habe ich endlich einmal Zeit gehabt, den Newsletter zu lesen, ist schon der nächste im Posteingang, und gleich drauf der nächste. Vielleicht fände ich die Informationen ja spannend, aber was zu oft kommt, wird auch uninteressant – und nicht mehr gelesen.

Tipp: Bei manchen Newsletter bzw. bei der Abmeldung gibt es eine interessante Option:
Wollen Sie den Newsletter wirklich gar nicht mehr? Oder nur nicht mehr so oft?”

2. Wo kommst du denn her?

Ist es Ihnen schon passiert es, dass Sie z.B. einen Tisch im Restaurant reserviert haben und Schwups sind Sie am Verteiler. Nicht nur, dass das rechtlich (zumindest in Österreich) nicht erlaubt ist, es ist auch eine fragwürdige Methode. Das Wort Kunden-Bindung ganz wörtlich genommen: Man wird automatisch an den Newsletter gebunden. Ich mag nicht gezwungen werden! Oder: Ich treffe jemand auf einer Veranstaltung. Visitenkarten werden ausgetauscht und auf einmal bin ich in dessen Newsletter System drinnen. Bäh! Das mag ich gar nicht. Hätte mich diese Person vorher gefragt, hätte ich ja gesagt. Da das aber nicht passiert ist, habe ich mich sofort abgemeldet, ohne den Newsletter auch nur eine Sekunde anzuschauen. Runtergescrollt und gleich abgemeldet. (Dabei wäre vielleicht genau das drinnen gewesen, was für dessen oder mein Unternehmen gepasst hätte. Aber leider: Chance verpasst!)

3. “Ur zach” = Das Ausfüllen ist sehr mühsam.

Wir Menschen sind ja im Grunde genommen faul. Bill Gates hat einmal gesagt: “I choose a lazy person to do a hard job. Because a lazy person will find an easy way to do it.”

Das verhält sich auch so beim Ausfüllen eines Newsletter. Wenn ich nur meine Emailadresse angeben muss, dann ist das wenig Arbeit. Wenn ich aber, wie vor einiger Zeit passiert, dann weitergeleitet werde auf eine Seite, wo ich alles ausfüllen muss, bevor ich zum Newsletter komme, dann fühle ich mich (wie der Wiener so schön sagt) “gefrotzelt”. Ich frage mich, wozu muss ich den Blödsinn machen: Name, Firma, Adresse, Geschlecht, Geburtsdatum, Name meines ersten Haustieres, letztes Reiseziel… Ich will ja nicht einheiraten, sondern nur einen Newsletter lesen – oder eben nicht mehr.

Datamining hin oder her, Ihr Newsletter sollte schon in Strategie und Konzeption genau auf Ihre Zielgruppe zugeschnitten werden. Dann wissen Sie doch schon grob, wer das sein wird. Geburtstag interessiert nicht wirklich. Vielleicht wollen Sie das Datum ins CRM eintragen und zum Geburtstag ein paar Rabatte senden – schön und gut, aber nicht gleich mit der Newsletter Anmeldung. Der Newsletter dient dem Aufbau eines ersten Kontakts. Erst wenn ich mehrere erhalten habe und der Inhalt für mich passt, entwickle ich eine Beziehung zu einem Unternehmen. Bis dahin geht es das Unternehmen nichts an, wann ich Geburtstag habe und wo ich wohne. (Überhaupt geht das niemanden an, aber das ist  eine andere Geschichte.) Also die Anmeldung kurz und knackig halten. Menschen sind bequem und verzichten lieber auf etwas, als dafür viel tun zu müssen.

4. Ich komme hier nicht weg….

Das kennen Sie sicher schon: Der Newsletter passt für Sie nicht, und Sie melden sich ab. Im nächsten Monat sind Sie wieder gelistet. Das ist nicht nur nervig, sondern kann den Versender auch teuer zu stehen kommen. Denn auf den ersten Newsletter ohne Selbstanmeldung rollt man vielleicht mit den Augen, meldet sich ab und vergisst die Sache. Beim nächsten wird das schon anders. Da wird man “angfressen“.  Wenn er noch Glück hat, könnte der Versender nur ein böses Email bekommen. Manche schalten aber auch gleich den Rechtsanwalt ein.

5. Ist das laaaaaangweilig

Jetzt haben sich die Unternehmer so viel Mühe gemacht, für den Newsletter Kontakte ordnungsgemäß zu sammeln und das richtige System mit einer guten Darstellung zu finden, und vergessen auf den Inhalt. Resultat: Fad, fad, fad. Nicht auf die Zielgruppe zugeschnitten. Keine Tipps, keine Tricks, keine Neuigkeiten. Vielleicht sogar nur reiner Text. Und dann auch noch kopiert aus einer Presseaussendung, oder ein Gesetzestext etc.

6. 100 gute vs. 10.000 na-ja Kontakte

Ich muss gestehen, ich bin immer skeptisch bei diesen Aussagen: “So bekommen Sie 5.000 Newsletter Abonnenten” oder “Mit diesem Trick einfach 10.000 Empfänger erhalten“. Natürlich ist die Streukraft bei Newsletter gering, aber heißt es nicht auch Klasse statt Masse? Wer gute Inhalte liefert, der profitiert mehr davon, wenn vielleicht nur 100 Menschen den Newsletter erhalten, aber den dann auch lesen und darauf reagieren, als wenn 10.000 Empfänger gelistet sind, aber keiner macht den Newsletter auf.

Fazit: Newsletter sind toll, aber nur, wenn man die Regeln beachtet.

Über die Autorin:

Natalie Kutschera, BA pth, MBA

Fotografin: Barbara Sas

Natalie Kutschera ist die Marketing Leiterin bei Heller Consult Tax and Business Solutions GmbH in Wien. Mit kreativen Ideen und Entschlossenheit versorgt sie sowohl die Steuer- und Unternehmensberatung Heller Consult als auch die internationale Treuhandgesellschaft InterGest Worldwide. Man könnte sie als Bildungs-Junkie bezeichnen: sie ist Bachelor der Psychotherapie, absolvierte die Ausbildung European Business License am WIFI Wien und das College for Marketing and Sales. Im Frühjahr 2015 schloss sie ihren International MBA für Management und Kommunikation auf der FH Wien mit gutem Erfolg ab. Auf der Münchner Marketing Akademie absolvierte Sie das Seminar Public Relations 3.0 und plant noch dort noch weitere Seminarbesuche.